…eben war doch noch September. Und wir haben das genossen. Draußen malen, Füße baden, Sonne auf der Haut, Fischergeist im Bauch.
Ein Zauber: Licht am Horizont. Thema heute im Workshop.
Zur Einstimmung: Nebel fällt vom Himmel, schleichender Farbtod der Laubblätter, morbider Geruch. Zeit vergeht. Wir sehen Farben des Morgens und ohne Wind plötzlich Farben des Abends.
In der Natur kommt die GERADE Linie kaum vor. Wer kann die gerade Linie schon aus der Hand zeichnen? Der Mensch jedoch vollzieht viele seiner Tätigkeiten linear: Laufen, Schreiben, Beobachten…
Die gerade Linie steht für die Zähmung der Natur durch den Menschen. Denn in der Malerei überwiegt die geschwungene Form:
Es regt an, mit den Augen den Linien eines Bildes zu folgen . Wo führen diese hin? Gibt es eine Spur, die aufhört?
Wo mäandern meine Gedanken hin, wenn ich den geschwungenen Linien der Wellen folge?
Atelier LK, Open Studio, 6.+7.12.21 / 13-19:00 Uhr
…nimm die Bewegung der Meereswelle nicht nur mit deinen Augen wahr, sondern auch mit deinen Emotionen. Das ewige Heranrollen, Kommen und Gehen der Wellen kann man nicht festhalten mit den Augen. Das kann man nur mit der inneren Vorstellungskraft….
Die einen probieren die Farben nach Lust und Laune und kombinieren munter drauf los. Die anderen studieren ihre Farbkonzepte und arbeiten planerischer. Alle in jedem Fall mit viel Freude an den Möglichkeiten!
Beispiel Lebensbäume: Aquarell trifft Tinte, pusten und sprühen
Aquarell trifft Spachtelmasse
An den Windflüchtern kommt kaum ein Maler vorbei. Vom Wind gebeugt halten sie aus an der Küste und stemmen sich gegen die Stürme des Lebens… bis das Meer sie holt.
Noch entbehren wir die schönen Herbsttage hier in Ahrenshoop und mühen uns im Atelier mit Malgerät und Farben. Die kleinen Fischerkaten, die sandigen Dünenwege, das Meer und der Bodden, das Steilufer und der Darßwald locken uns Malfrauen Jahr für Jahr her. Die Motive sind alle bekannt und schon oft gemalt worden. Und doch … auf ein Neues!
Die Zeichnung ist der wichtige Eintritt in die Welt der Bild-Komposition: Meerblicke und Küstenlinien
Welche Farben benutzen, welcher Pinsel kann was, welche Hilfsmittel eignen sich, womit zeichnen und… worauf, wohin? Auf ein unwichtiges Papier? In ein hochwertiges Skizzenbuch? Und überhaupt: immer wieder der Kampf mit den Aquarellpapieren, die ja alle irgendwie ein Eigenleben führen…!
Also beginnen wir mit den Grundtechniken: Lavur, Lasur und granulieren, Auswaschtechnik, spritzen und sprühen, Maskieren. Probieren wet-wet, dry-wet und das an Himmellandschaften:
Stiller Herbsttag, Sturm, Abendlicht und Morgenröte… und jede, so gut sie kann.
Aquarellmalerei ist und bleibt eine Kunst die gleichermaßen lockt und schreckt, die begeistert und frustriert. Doch die wahren Wegbegleiter sind Geduld und Übung, Freude am Ausprobieren und AUSDAUER.
So lockte das Motiv am Nachmittag mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten und dem Anwenden der verschiedenen Techniken, währenddessen draußen der Regen von silbergrau zu dunkelgrau den Tag verdunkelte.
Atelier LK unterwegs, Oktober 2021
Doch über 130 Jahre sind vergangen, seit dieser besonderer Ort entdeckt wurde.
Immer noch bleibt uns die Möglichkeit unsere Freiheit in der Natur auszuleben. Und ein kalter Tag macht aus dem Spätsommer noch keinen Winter.
Während der Mensch Kalender und Uhr braucht zum Feststellen der Jahreszeit und der Besonderheiten im Jahresverlauf, brauchen dies die Bäume im Wald nicht. Laubbäume wissen ganz genau, wann Frühling ist und ihre Blüten und Blätter anfangen zu treiben. Doch was weckt sie aus ihrem Winterschlaf?
Lebensbaum von Ute K.
Die Wissenschaft weiß das nicht so genau. Es scheint eine Summe von Faktoren zu sein.
Lebensbäume von EvK. HR. RS-E. RG. ID. PK.
Spätestens wenn die Zugvögel sich auf ihren Winterzug vorbereiten, wissen wir: der Sommer ist vorbei. Die bunten Blätter jedoch inspirieren uns. Hier: aus den drei Grundfarben plus Moorlauge entstehen „Lebensbäume“.
Ebenso wie im Wald spüren wir an der Küste Freiheit und Ungebundenheit! Hier zum Nachempfinden:
Was ist mit Farbe nicht alles möglich? Und was macht die Natur nicht alles für uns möglich!
…statt dessen: Chaos im Kopf und auf dem Aquarell-Papier. Wie lässt sich das ordnen, wie bekommen wir mehr Klarheit in dieser Maltechnik?
„Würdest du mir bitte den malerischen Weg zeigen, Schritt für Schritt, wie das geht?“
Ja, ihr braucht Farben und Pinsel, Wasser und Papier… und wir üben zuerst in vier Schritten „Alle Wetter am Himmel“.
Der Himmel über Sylt zeigt sich jeden Tag neu.
Neben den traumhaften Himmelsbildern sind vom Krebs bis zur Fähre in List die Inspirationen unzählig.
Das Chaos wird verstärkt durch spritzen, sprühen und Farben laufen lassen!
Dann kam ein stürmischer Nachmittag. Und wir hatten Zeit über Buddhas Worte nachzudenken: „Lass trübes Wasser zur Ruhe kommen, dann wird es klar werden.“
Wenn man erstmal angefangen hat, sich mit den experimentellen Techniken der Malerei zu beschäftigen und ausprobiert, was alles möglich ist, der kommt so schnell aus der Nummer nicht mehr raus. Denn es macht plötzlich so viel Spaß!
So haben wir diesmal angefangen: Papier fixieren und partiell nässen. Hier als Grundlage eine architektonische Idee.
Dann flüssige Aquarellfarbe ausgießen. 2-3 Farben vorher auswählen und vorbereiten.
Farbe mit Wasser fließen lassen, Trocknungsprozesse abwarten und anschließend das Motiv heraus arbeiten.
Die Vorarbeiten sind vielfältig und es ist wichtig, sich ein Farbkonzept zu überlegen, um die Brillanz der Aquarellfarben zu bewahren.
Es eignen sich viele Motivideen. Am besten, man wählt Farben und Objekte, die man gerne mag.
Oftmals hilft auch nach der Trocknung der ersten bis dritten Schicht ein gutes Auge, das erkennt und wahrnimmt.
Alle diese Arbeiten sind unfertig und befinden sich im kreativen Prozess! Seien wir gespannt was kommt und wie die Bilder sich entwickeln. Fortsetzung folgt….