Gegen den Strom

Nach der Lektüre eines Artikels über die Ausstellung „Geniale Frauen- Künstlerinnen und ihre Weggefährten“ im Buccerius Kunst Forum in Hamburg stand für mich fest, diese zu besuchen.

Die Ausstellung zeigt den Werdegang herausragender Künstlerinnen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, die „gegen den Strom“ geschwommen sind. Mit rund 150 Werken von 30 Künstlerinnen wird der Kontext beleuchtet, in dem sie gearbeitet haben. Durch die Gegenüberstellung ihrer Werke mit Werken ihrer Väter, Brüder, Ehemänner und Malerkollegen werden ihre Karrieren sichtbar gemacht.

Katharina von Hemessen, Selbstporträt

Die Ausstellung startet mit diesem Bild von Katharina Hemessen, dem frühesten Selbstbildnis, auf dem sich ein Maler oder eine Malerin arbeitend an einer Staffelei darstellt. Katharina erhielt ihre Ausbildung in der Werkstatt ihres Vaters; ihr Leben und Werk ist Teil des ersten Kapitels der Ausstellung: „Töchter, Väter, Brüder“

Entsprechend spannend gestalten sich die weiteren Kapitel im Kunstforum, die die gesellschaftlichen Konstellationen der unterschiedlichen Wege der Frauen zeigen.

Die groben, rauen Darstellungen malte der Bruder, die feinen, zarten Linien die Schwester.

Hier eine weitere Möglichkeit malen zu können: züchtig und behütet von der Familie.

Die weiblichen Wege zur Kunst waren so unterschiedlich wie das Leben selbst. Die Gliederung in „Bewusst ohne Ehemann“, „Karriere vor der Ehe“, „Malen mit der Familie“ und „Künstlerinnen an Hof“ überzeugt.

Nach der Eheschließung geriet allerdings für viele Malerinnen das künstlerische Schaffen in den Hintergrund. Nur wenige Frauen malten im Verbund mit ihren Ehemann.

Lavinia Fontanas Werk sticht besonders heraus. Sie beschränkt sich nicht auf Porträts oder Stillleben mit Blüte und Obst, sondern malt „Gesamt-Szenen“. Hier die Geburt Christi bei Nacht:

Lavina Fontana

Sehr faszinierend war zu erfahren, dass einige Künstlerinnen so einen ausgezeichneten Ruf sich erworben hatten, dass sie die Werkstätten ihrer Väter übernehmen konnten oder dass sie in Accademien (z.B. di San Lucca, Rom) aufgenommen wurden. Darüberhinaus gründete Elisabetta Sirani in Bologna eine Malschule ausschließlich für Frauen.

Ausstellung bis 28. Januar 2024 in Hamburg, anschließend in Basel

Atelier LK unterwegs, Januar 2024

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